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Was ist ein Ertragswertverfahren?

Das Ertragswertverfahren ist neben dem Sachwert- und Vergleichswertverfahren, eines von drei in Deutschland zugelassenen Verfahren zur Wertermittlung von Immobilien und ist in der Immobilienwertermittlungsverordnung (ImmoWertV) festgelegt worden.

Wie wird der Ertragswert berechnet?

Der Ertragswert wird nach der Formel Ertragswert = Bodenwert + Gebäudeertragswert +/- Zuschläge/Abzüge berechnet. 

  • Bodenwert: Wert des unbebauten Grundstücks.
  • Liegenschaftszins: Marktüblicher Zinssatz der Immobilie.
  • Mieteinnahmen und Bewirtschaftungskosten.
  • Vervielfältiger: Anzahl der Jahre, die erforderlich sind, um die Investitionskosten durch Mieteinnahmen auszugleichen.
  • Zustand der baulichen Anlagen.
  • Individuelle Abzüge/Zuschläge für spezielle Merkmale der Immobilie.
 

Ermittlung des Bodenwerts

Der Bodenwert wird meist anhand des Vergleichswertverfahrens ermittelt oder aus Bodenrichtwerten, die von Gutachterausschüssen bereitgestellt werden. Hierbei wird auch der Liegenschaftszins berücksichtigt, der eine marktübliche Verzinsung des Immobilienvermögens darstellt.

Ermittlung des Gebäudeertragswerts

Der Gebäudeertragswert wird in der Regel aus dem marktüblichen Reinertrag ermittelt, der aus allen Mieteinnahmen und sonstigen Einkünften, abzüglich der nicht umlagefähigen Bewirtschaftungskosten (z. B. Verwaltung, Instandhaltung, Bankgebühren), berechnet wird.

Beispielberechnung

Schritt 1: Ertragswert des Grundstücks

Parameter

Beispielwert

Formel/Rechnung

Ergebnis

Grundstücksgröße (in qm)

700

Bodenrichtwert pro qm (in Euro)

145

Grundstücksgröße x Bodenrichtwert

101,500 Euro

Schritt 2: Ertragswert der baulichen Anlagen

Parameter

Beispielwert

Formel/Rechnung

Ergebnis

Rohertrag (Jahresmiete in Euro)

38,000

Bewirtschaftungskosten (in Euro)

6,000

Rohertrag – Bewirtschaftungskosten

32,000 Euro

Bodenwertverzinsung (in Euro)

5,000

Reinertrag – Bodenwertverzinsung

27,000 Euro

Vervielfältiger (Restnutzungsdauer 25 J)

16

Gebäudereinertrag x Vervielfältiger

432,000 Euro

Schritt 3: Vorläufiger Ertragswert

Parameter

Beispielwert

Formel/Rechnung

Ergebnis

Gebäudeertragswert (in Euro)

432,000

Bodenwert (in Euro)

101,500

Gebäudeertragswert + Bodenwert

533,500 Euro

Schritt 4: Endgültiger Ertragswert

Parameter

Beispielwert

Formel/Rechnung

Ergebnis

Vorläufiger Ertragswert (in Euro)

533,500

Sonstige wertbeeinflussende Umstände

45,000

Vorläufiger Ertragswert – Umstände

488,500 Euro

Nach dieser  Berechnung ergibt sich ein Ertragswert der Immobilie von 488,500 Euro.

 

Was sind die Vor- und Nachteile des Ertragswertverfahrens?

  • Vorteile:
    • Sehr gut für Anlageobjekte geeignet, da es die erwarteten Einnahmen berücksichtigt.
    • Relativ praxisnahe Methode, da sie sich auf marktübliche Mieten stützt.
    • Flexibilität in den Parametern ermöglicht eine genaue Anpassung an den Einzelfall.
  • Nachteile:
    • Stark abhängig vom Liegenschaftszinssatz, der nicht immer verfügbar ist.
    • Berücksichtigt keine zukünftigen Mietpreisschwankungen.

 

Welche Wertermittlungsverfahren gibt es noch?

Die ImmoWertV gibt anhand rechtlicher Vorgaben vor, wie der Wert von Grundstücken und Immobilien zu ermitteln ist. Sie ist seit dem 01.07.2010 in Kraft und ersetzte die zuvor gültige Wertermittlungsverordnung (WertV) aus dem Jahr 1988. Aktualisierungen finden statt, um Marktentwicklungen gerecht zu werden, zuletzt geschah dies 2019.

Die ImmoWertV ist in drei Hauptabschnitte unterteilt:

Sachwertverfahren:

Vorteile:

      • Sachliche Bewertung der Qualität des Objekts.
      • Anwendbar selbst bei Objekten ohne Erträge.
    •  

Nachteile:

      • Oft komplex in der Anwendung.
      • Schwierige Marktanpassung.
      • Fehlende Regelherstellungskosten in einigen Fällen.


Ertragswertverfahren:

Vorteile:

      • Einfache Berechnung und Anwendung.
      • Ideal für Kapitalanlage-Immobilien.
    •  

Nachteile:

      • Vernachlässigt die zukünftigen Mietpreisschwankungen.
      • Stark abhängig vom Liegenschaftszinssatz.
 
 

Vergleichswertverfahren:

Vorteile:

      • Einfach und schnell durchführbar.
      • Berücksichtigt die Marktbedingungen.

Nachteile:

      • Nicht geeignet für einzigartige, schwer vergleichbare Objekte.
      • Erfordert eine umfassende Datenbank für einen genauen Vergleich.

 

Vereinfachte Varianten

Das Eingleisige Ertragswertverfahren ist eine vereinfachte Variante, bei der der Bodenwertverzinsungsbetrag entfällt, besonders wenn die Restnutzungsdauer sehr lang ist.

Warum sind Wertgutachten sinnvoll?

Wertgutachten bieten eine professionelle und fundierte Bewertung der Immobilie. Sie sind insbesondere bei komplexeren Bewertungsmethoden wie dem Ertragswertverfahren empfehlenswert.

Was kostet ein Ertragswertverfahren?

Die Kosten für ein Ertragswertverfahren können variieren und sind oft mit der Erstellung eines kostenpflichtigen Wertgutachtens verbunden. Es gibt allerdings auch kostenfreie Varianten, die auf Näherungswertberechnungen basieren.

 

 

FAQ:

Der Ertragswert spielt vor allem beim Verkauf vermieteter Immobilien eine Rolle. Er bildet die Grundlage für die Festlegung des Verkaufspreises. Darüber hinaus wird der Ertragswert für Behörden wie das Finanzamt relevant, etwa bei der Ermittlung von Erbschafts- oder Schenkungssteuer. Auch Kreditinstitute ziehen ihn zur Berechnung des Beleihungswertes heran, was bei der Kreditvergabe wichtig ist.

Der Ertragswert ist primär für Immobilien relevant, die Einnahmen durch Vermietung oder Verpachtung generieren. Dazu gehören Mehrfamilienhäuser, Bürogebäude, und Ladenflächen. Bei selbst bewohnten Einfamilienhäusern, Doppelhäusern oder Reihenhäusern wird der Ertragswert in der Regel nicht verwendet. In diesen Fällen kommen meist das Sachwert– oder Vergleichswertverfahren zur Anwendung.

Es handelt sich um einen Wert, der die voraussichtlichen Erträge einer Immobilie widerspiegelt, basierend auf den marktüblichen Erträgen und Liegenschaftszinssätzen.

Das Verfahren wird hauptsächlich für Miet- und Pachtobjekte verwendet.

Es wird generell nicht empfohlen, den Ertragswert einer Immobilie ohne Expertise selbst zu ermitteln. Das Verfahren ist relativ komplex und erfordert ein tiefgehendes Verständis

Die ImmoWertV spielt eine entscheidende Rolle bei der Immobilienbewertung in Deutschland. Die Verordnung passt sich ständig an, um den aktuellen Gegebenheiten des Immobilienmarkts gerecht zu werden. Für eine adäquate Bewertung sind insbesondere die standardisierten Verfahren – Vergleichswert, Ertragswert und Sachwert – entscheidend. Jedes dieser Verfahren hat seine speziellen Anwendungsbereiche und berücksichtigt verschiedene Parameter und Daten aus der ImmoWertV.

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